Auriglobus modestus Zahnplatten

Moderator: Salokin Tsork

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klaus-koetterkoetter
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Auriglobus modestus Zahnplatten

Beitrag von klaus-koetterkoetter »

Hallo,

ein Bekannter möchte sich einen Goldkugelfisch Auriglobus modestus holen, dazu habe ich ein paar Fragen, habe gelesen das bei dieser Art die Zahnplatten sehr zügig wachsen, aber auch gelesen das es sich bei denen eher so verhält das die kaum wachsen, wie bei einem Zwergkugelfisch Carinotetraodon travancoricus :? wer hat da Erfahrungen mit dieser Art oder weiß eher was zutreffend ist :?:
Hier im Steckbrief steht über Auriglobus modestus ernährt sich in der Natur hauptsächlich von Insekten.
Gruß Klaus
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Beitrag von Anzeige »

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The_Birdeater
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Beitrag von The_Birdeater »

Vielleicht hilft dir das weiter.

Selber habe ich die Art noch nie gehalten, aber auf meiner "Kugelfisch-Wunschliste" standen die einzelnen Auriglobus-Arten damals schon. Würde dein Bekannter denn an Auriglobus modestus rankommen?

Der Zahnwuchs ist bekanntlich ziemlich schnell. Ähnlich wie bei Colomesus asellus. Allerdings hängt das auch immer vom Pfleger ab, wie er mit seinen Fischen umgeht. Ich hatte damals ziemlich lange einen Asselkugelfisch und obwohl er keine Schnecken mochte, hatte er NIE Probleme mit übermäßigem Zahnwuchs, da er sie sich auf andere Wege abgenutzt hat, was ziemlich interessant war. Ähnlich wird es wohl auch bei den ebenfalls "hyperaktiven" Auriglobus-Arten sein.

Gruß, Aaron
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1x Auriglobus modestus
klaus-koetterkoetter
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Beitrag von klaus-koetterkoetter »

Demnach sagt Martin das die Zähne bei Chonerhinos silus noch schneller wachsen, sehen optisch sehr ähnlich den A.modestus aus.
Ich glaube das ich im Futterhaus Pinneberg schon A.modestus gesehen habe.
Ich habe auch einen Lavastein mit ihm Becken zur Abnutzung der Zahnplatten,
Aaron an was hat sich denn dein Asselkugelfisch Colomesus asellus die Zahnplatten abgenutzt :?:
Gruß Klaus
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The_Birdeater
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Beitrag von The_Birdeater »

Ja, besonders als Jungfische sind Auriglobus modestus und Auriglobus silus kaum voneinander zu unterscheiden. A. modestus soll bei zunehmender Größe aber minimal gedrungener wirken und der Schwanzstiel soll etwas kürzer und dicker sein als bei A. silus. Hier mal eine passende Grafik zu Auriglobus und Chonerhinos:

Bild
klaus-koetterkoetter hat geschrieben:Aaron an was hat sich denn dein Asselkugelfisch Colomesus asellus die Zahnplatten abgenutzt :?:
Die Haltung und vor allem die "Beschäftigung" mit Colomesus asellus erwies sich bei mir damals als nicht sonderlich schwierig, sondern eher als zeitaufwändig und anstrengend. Der extreme Bewegungsdrang und das apathische Scheibenschwimmen viel auch mir sehr früh negativ auf. Daraufhin habe im neuen Becken folgendes gemacht. Die Einrichtung des Beckens war sehr strukturiert und bestand aus mehreren Mangrovenwurzeln in verschiedenen Höhen, die sehr dicht mit Anubias bewachsen waren. Der hintere Teil war mit verschiedenen hochwüchsigen Pflanzen besetzt. Einige wenige lose Steine lagen im vorderen Breich. Als Bodengrund habe ich schwarzen Kies verwendet und zudem habe ich die Rück- und Seitenwände mit schwarzer Pappe beklebt, da C. asellus extrem stark auf äußere Einflüsse reagiert. Durch die Gerbsäure der Wurzeln war das Wasser stets bräunlich verfärbt. Als Beläuchtung wählte ich damals eine gedämpfte Colour-Lichtröhre. Das alles konnte den Fisch merklich beruhigen, auch wenn es das Scheibenschwimmen dennoch nicht komplett ausgemerzt hat. Mit im Becken waren Panzerwelse, Ancistrus, Neonsalmler und ein Pärchen Schmetterlingsbuntbarsche.

Ernährung und Zahnabnutzung: Vorweg möchte ich sagen, dass ich den ca. 4,5cm Asselkugelfisch damals bereits in einem Top-Zustand und ohne überlangen Gebiss gekauft habe! Durch die strukturierte Einrichtung und dem nun eingeschränkten Sichtfeld nahm der Asselkugeler sein Becken nun mit größerem Interesse wahr. Ich beobachtete ihn oft, wie er einfach so in Ecken von Mangrovenwurzeln biss. Oft nahm er auch die schwarzen Kiessteinchen auf, kaute drauf rum und spuckte sie wieder aus. Auch die Blätter und die vielen langen Wurzeln der Anubias, die wie ein dichter Dschungel vom Holz runter in den Bodengrund ragten weckten sein Interesse, indem er immer wieder dort hinein biss. Zwischenzeitlich verfiel er aber immer wieder in die Scheibenschwimmer-Apathie. Aus diesem "Trance-Zustand" konnte ich ihn immer nur rausholen, indem ich ihn mit Futtergaben usw. ablenkte. Manchmal reichte auch ein kurzzeitiges Abschalten des Filters. Dann nahm er seine interne Umgebung wieder normal wahr. Teilweise habe ich ihn 10x am Tag mit kleinen Futtergaben beschäftigt!!! Der Fisch wurde schnell zahm und manchmal habe ich einfach nur Kiessteinchen ins Wasser fallen lassen, die er dann im Eifer der Gier ins Maul nahm und etwas durchkaute. Neben kleinen Regenwürmern, roten Mückenlarven und anderem Frostfutter, nahm er später auch die harten Welstabletten für die Bodenfische an, woran er dann etwas rumknabberte. Schnecken jeglicher Art und Größe waren immer im Becken verfügbar, interessierten ihn aber wenig bis überhaupt nicht. Nur ganz selten pickte er mal an Gehäusen kleiner Blasen- und Turmdeckelschnecken rum, wenn er gerade am Bodengrund nach Nahrung suchte.

Nach dem Abschalten des Lichts zeigte sich das Scheibenschwimmen besonders extrem, da er dann wieder verstärkt die äußere Umgebung im Raum wahrgenommen hatte. Verdunkelte ich jedoch den gesamten Raum, legte sich der Fisch recht schnell auf den Grund und schlief dort. Der Asselkugelfisch erreichte bei mir nach mehreren Jahren Haltung in einem 120x50x50 Becken mit ca. 300 Litern eine Größe von knapp 9cm und hatte sich somit immerhin verdoppelt, auch wenn er in Freiheit bis zu 14cm groß werden kann. Übermäßger Zahnwuchs hat sich nie bemerkbar gemacht. Die Zähne waren nur beim Gähnen leicht zu sehen.

Kurz: Stark strukturierte, gedämpfte Amanzonas-Becken mit ruhigem Besatz können das Scheibenschwimmen leicht eindämmen. Häufige Fütterungen in kleinen Mengen mehrmals täglich sind nach meinen Erfahrungen ein Muss! Der Fisch sollte quasi den ganzen Tag über an irgendwas rumknabbern, was sich für mich als sehr zeitaufwändig und schwierig erwies! Nur so kann man dem Scheibenschwimmen und dem schnellen Zahnwuchs Einhalt gebieten.

Fazit: Obwohl ich C. asellus meiner Meinung nach erfolgreich gehalten habe, scheint er sich mit einem Leben in Gefangenschaft nur sehr schwer zu arangieren. Scheibenschwimmen lässt sich praktisch überhaupt nicht vermeiden. Egal ob man ihn in 60 oder 600 Litern hält! Veränderte Wasserwerte, Stress, Neubesatz etc. wurden oft mit leichtem Ichthyophthirius-Befall quittiert. Dennoch kann man ihnen mit einer verantwortungsbewussten Haltung zumindest ein halbwegs vernünftiges Leben bieten. Der Fisch gehört nur in erfahrene Hände und wird m.M.n. noch immer viel zu häufig abgemagert, verpilzt und mit schwarzen überlangen Zähnen als angeblich einfacher und nützlicher Schneckenfresser angeboten. Er ist weder einfach, noch ein nützlicher Schneckenfresser.

Das müsste langen!
Gruß, Aaron
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klaus-koetterkoetter
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Beitrag von klaus-koetterkoetter »

Aaron dank dir für den ausführlichen Bericht.
Ganz schön Aufwand hast gehabt, ich hätte auch umdekoriert, wenn er dann weiter so ein Scheibenschwimmer gewesen wäre,
dann hätte ich wohl nichts weiter unternommen, das war ja richtig Stress für dich.
Gruß Klaus
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The_Birdeater
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Beitrag von The_Birdeater »

Es war in der Tat etwas kompliziert, aber es war dennoch auch interessant und aufschlußreich. Ich finde Colomesus asellus auch heute noch sehr ansehnlich und interessant, weil er sich in allem etwas von den übrigen Kugelfischen absetzt und zudem der einzge echte Süßwasserkugeler aus Südamerika ist.

Dank meines "voreiligen Nachbarn" habe ich nun wieder mit dieser Art zu tun und kann ihm da weiterhelfen. Auch er ist sich mittlerweile im klaren, was er sich da angeschafft hat. Zum Glück nimmt er meine Hilfe an und hat inzwischen entsprechende Vorkehrungen getroffen und ähnliche Änderungen unternommen. Bei ihm werden auch junge lebende Amanogarnelen und andere Caridina-Arten angegriffen und teilweise komplett verzehrt. Die Fütterung mit lebenden Mauer- und Kellerasseln läuft auf hochtouren. Teilweise knabbert er mehrere Minuten an einer größeren Assel oder Garnele rum, bis er sie wirklich restlos vertilgt hat. Eine gute Ablenkung für den Fisch und zudem eine gute Arbeit für den Kiefer. Schnecken werden auch bei ihm nicht angerührt. Wenn er die Wahl zwischen lebenden Krebstieren und Schnecken hat, nimmt auch sein Asselkugeler immer die Krebstiere.

Kugelfische haben bekanntlich einen schnellen Stoffwechsel und dieser scheint bei C. asellus besonders schnell und stark zu sein. Es ist immer wieder beeindruckend wie flach der zuvor GUT gefüllte Bauch in ein bis zwei Stunden wieder ist! In meinen Augen ein Zeichen dafür, dass der Asselkugelfisch in Freiheit wahrscheinlich ununterbrochen kleine Krebstiere, sowie Insekten und deren Larven frisst. Feines Substrat (Sand etc.), welches er bei der permanenten Nahrungsaufnahme ungewollt mit aufnimmt, könnte dabei für die Abnutzung der Zähne sorgen.

Ein interessanter Bericht zu Colomesus asellus

Schwer vorstellbar, dass die Nahrung angeblich zu 50-75% aus Algenaufwuchs bestehen soll. Diverse Algen verschiedenster Art gab es in meinem Becken damals schon, aber ich konnte ihn nie beim Abweiden von Algenbelägen beobachten. Die anderen Autoren, welche Garnelen, Insekten und deren Larven als Hauptfutter angeben, klingen nach meinen eigenen Langzeiterfahrungen glaubwürdiger.

Ein schönes Bild, welches einen adulten Colomesus asellus in Freiheit zeigt.
Bild

Ich könnte mir vorstellen, dass die einzelnen Auriglobus-Arten langfristig ähnliche Ansprüche haben, da das aktive Verhalten und der schnelle Zahnwuchs doch schon sehr mit C. asellus zu vergleichen sind, aber da muss ich leider passen, da ich diese Arten leider noch nie selber gehalten habe.

Gruß, Aaron
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